Geschichten rund ums AngelnSeit 1990 fahre ich im Frühjahr mit Freunden nach Norwegen. In manchen Jahren war ich sogar ein zweites mal mit der Familie dort. Auf diesen Touren habe ich so manche Geschichte erlebt oder gehört. Nach und nach werde ich diese Geschichten hier aufschreiben. Jeder möge seine eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen. |
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Wetterwechsel .....obwohl Oktober ist das Wetter noch wunderschön. Eine milde Briese aus Südwest weht über die Schären und der Golfstrom trägt noch immer so warmes Wasser an die Küste, das Makrelen umherschwimmen und sogar Baden noch möglich ist. Mit meiner Familie genieße ich diesen Urlaub. Eines Abends dreht der Wind auf Nord und veranlasst uns dazu über unser T-Shirt etwas wärmeres anzuziehen. Als wir am nächsten Morgen aufstehen liegt eine dünne Schneeschicht über dem Land. Die Temperaturen sind um 15 Grad gefallen und das Wasser ist saukalt. Keine Makrele tummelt sich mehr an der Küste, auch alle anderen Fische haben ihre Standplätze gewechselt. Über Nacht ist es Winter geworden.
Moterboot 1 ........Nach dem Frühstück, es ist so gegen 10,30 Uhr, setz ich mich an den Bootsanleger und genieße noch eine Zigarette. Mit den Kinder will ich an diesem Tag aufs Wasser. Es ist kein Wind, vielleicht eine leichte Briese aus nördlicher Richtung. Das Wasser jedenfalls liegt wie Blei. Als wir mit dem Boot starten und aus dem Schärenbereich herauskommen sehen wir in einiger Entfernung ein weiteres Boot. Wie es aussieht winken sie mit dem Ruder. Also fahren wir ihnen entgegen und merken bald, das sie wohl Schwierigkeiten haben. Als wir näher kommen sehen wir hinter dem ersten Boot noch ein zweites. Auch das Boot wird nur mit Rudern bewegt. Beim ersten angekommen erfahren wir von zwei keuchenden Seeratten das beide Boote kein Benzin mehr haben. Sie sind morgens in aller frühe losgefahren und haben nicht in den Tank geschaut. (Typischer Fall von Fischgeilheit) Und da das Wasser sehr ruhig war sind sie weit hinausgefahren. Nicht auszudenken, wenn der Nordwind aufgefrischt hätte. Sie wären irgendwo in Dänemark gelandet. Glücklicherweise hatten sie auch ein Handy dabei. Damit haben sie ihren Vermieter benachrichtigt. Dieser wiederum hat im nahegelegenen Hafen angerufen und ein Boot losgeschickt um die Ruderer wieder einzusammeln. Eins der Boote nahmen wir in Schlepp, das andere mußte noch ein paar Ruderschläge tätigen und auf das "Rettungsboot" warten. Auf halber Strecke zum Hafen kam es uns entgegen. Somit war auch für das zweite Boot gesorgt. Zum angeln sind wir an diesem Tag nicht mehr gekommen.
Sturm 1 ..........gerade sind meine Familie und ich in unserem Ferienhaus angekommen, da erzählt uns unser Vermieter von der großen Aufregung des vergangenen Tages. Vier deutsche Urlauber waren bei sehr stürmischem Wetter mit einem kleinen 10 PS Boot aufs Wasser gefahren. Das es stürmisch war kann ich nur bestätigen. Wir waren mit einer Nachtfähre unterwegs und hatten schwer mit dem Geschaukel zu tun. Im TaxFree Shop schepperten jedesmal die Flaschen wenn die Fähre aufs Wasser aufschlug. Das sich bei diesem Wellengang Menschen in ein kleines Boot setzen ist für mich schon fast nicht vorstellbar. Selbst zwischen den schützenden Schären muss das sehr unangenehm gewesen sein. Wir erfuhren weiter, das die besagte Crew gegen Abend beim Vermieter anrief und sich schiffbrüchig medete. Das Boot wäre abgesoffen. Zum Glück für die Besatzung befanden sie sich direkt neben einer Schäre, die sie mit dem halb mit Wasser gefüllten Boot noch erreichten, dann versank das Boot. Sie hatten zwar das Handy dabei, konnten aber absolut keine Auskuft darüber geben, wo sie sich befänden. So zog sich die Suche noch die halbe Nacht hin. Ca 20 km von ihrem Ausgangspunkt entfernt wurden sie dann vom Hubschrauber eingesammelt. Sie erzählten, das sie der Wind aus dem Schutz der Schären drückte und der Motor es nicht schaffte gegen den Wind voran zu kommen. Ich würde sagen, da wurde ihnen ein zweites Leben geschenkt.
Sturm 2 ..........Wie gefährlich so ein plötzlich aufkommender Sturm sein kann, bekamen wir selber auch zu spüren. Es war unser erster Angeltag in Avik. Wir hatten ein kleines 5 Meter Boot mit 10 PS Motor. Zu viert fuhren wir früh morgens zu den vorgelagerten Schären und legten uns in den Windschatten der Inseln weil ein leichter Wind blies. Wir fuhren die Kanten ab und fingen einige Dorsche und Köhler. Gegen Mittag frischte der Wind auf, aber da wir im Windschatten der Inseln lagen ahnten wir nicht, das der Wind ordentlich zunahm. Irgendwann beschlossen wir dann zurück zu fahren. Dazu mussten wir etwa 1 km durchs freie Wasser. Als wir das Ende der Inseln und somit des Windschattens erreichten wurde uns schon leicht mulmig. Wir sahen die kurzen, schäumenden Wellen und spürten den kalten Wind. Zum Wenden war es zu spät und so mussten wir wohl oder übel gegen die Wellen versuchen das freie Wasser zu durchfahren. Hinrich war recht cool und fand das alles gar nicht so dramatisch. Ich sass in der Spitze des Bootes und hielt mich mit beiden Händen krampfhaft an der Bootsreeling fest und blickte mit starren Augen auf das was auf uns zukam. Mit jeder Welle hob das Boot an der Spitze an und krachte dann mit einem gewaltigen Aufschlag in das Wellental hinein. Im Boot tanzte alles was so rumlag im Rythmus des Aufschlagens. Die 10 PS des Motors bekamen wir fast nicht von der Stelle. Nur ganz langsam kamen wir voran und mit jedem Aufschlagen des Bootes wuchs in mir die Angst das das Boot auseinanderbrach. Klaus steuerte uns durch diese Hölle hindurch und nach unvorstellbar langer Zeit erreichten wir wieder Windschutz. Gegen Abend liess der Wind wieder nach und hätten wir im Windschatten der Inseln gewartet, wäre uns diese Erfahrung erspart geblieben.
Motorboot 2 ...........Bei unserem letzten Jahr in Farsund hatten wir ein Boot das ich schlichtweg als Katastrophe bezeichnen würde. Ca. 4,5 Meter lang, mit 8 PS motorisiert und 1/3 des Bootes war mit einem Verdeck versehen welches weder als Stauraum noch als Windschutz zu gebrauchen war. Das heisst, wenig Platz, kaum Stauraum, keine Bewegungsfreiheit. Dazu kam ein fast platter Boden und sehr leichtes Material. Also ein Gleiterboot für 1-2 Personen. Wenn wir zu viert im Boot sassen, lag die Reeling nur noch wenige Zentimeter über dem Wasser. Als wir dann noch an einem Tag viele Fische fingen trennten Wasserstand und Reeling nur noch eine Daumenstärke. Unnötigerweise wurde es an diesem Tag auch noch windig. Nicht dramatisch, aber für unser überladenes Boot doch schon gefährlich. Mit jeder Welle schwappte Wasser ins innere. Wenn wir nicht zu zweit mit Eimer und Schöpfkelle die fehlende Bilge ersetzten, wer weiss ob wir je unseren Bootsplatz erreicht hätten.
Babyschreck ........ Die ersten Jahre in Bergen und Farsund bekam Klaus den Spitznamen "Babyschreck" verpasst. Der Grund dafür: Mit Abstand zog er die meisten gerade mal masigen Fische aus dem Wasser, und das in der Regel am Schwanz gehakt. Ich erinnere mich an eine Situation in den Farsunder Schären. Klaus seine Rute spannt sich, seine Mundwinkel zogen sich nach oben, er begann ein Liedchen zu pfeifen und ein lockerer Spruch ging im von den Lippen: "Das ist mein grösster heute" und "ein schöner Kämpfer". Kurz und gut er hatte Spass in den Backen. Seine leicht eingestellte Bremse tat ein übriges um uns neugierig zu machen. Das Ergebniss dann nach unverhältnismässig langem Drill: Ein Dorsch, bei dem man nicht mit Sicherheit sagen kann ob er unser selbstgewähltes Mass von 40 cm Länge erreicht. Sobald der Fisch das erste mal zu sehen ist dann Klaus sein Kommentar: "Ohh, am Schwanz gehakt". Der Fisch wird abgehakt und gemessen. "Gut massig" und ab dafür in die Fischkiste.
Füsse vertreten ....... In den ersten Jahren hatten wir immer kleine Motorboote zum Angeln. Zu viert in diesen Booten war es so gut wie unmöglich sich mal hinzustellen und eine Weile im stehen zu Angeln. Mit der Zeit wurden dann die Beine steif. Wir verschafften uns Abhilfe, indem wir ab und zu eine Schäre ansteuerten und dort für ein Stündchen vom Land angelten. Dann waren die Beine wieder etwas lockerer und unsere Fischkiste um einige Fische voller.
Jammerlappen ........... Es war ein trostloser Tag in Farsund. Es regnete wie aus Kübeln und ein mächtiger Südwind peitschte den Regen waagerecht vom Himmel. Wir konnten es nicht lassen und bestiegen morgens unser Boot um in die Schären zu fahren. Allerdings kamen wir dort gar nicht hin. Als wir die Farsunder Brücke erreichen wird dort das Wasser so gewaltig in den Fjord gedrückt, das wir beschliessen im Fjord zu bleiben. Als wir einen ruhigen Abschnitt im Fjord erreichen und zu angeln beginnen sind wir trotz Regenklamotten plitschnass. Zwei handlange Dorsche gehen innerhalb der nächsten halben Stunde an unser Gerät, ansonsten ist tote Hose. Da bricht es plötzlich aus Cowy heraus: `Bringt mich an Land, ich laufe zurück zum Haus. Mir ist schweinekalt, ich will nicht mehr.` Doch Achim hält diese Stelle für besonders fängig. Er denkt, das er hier und heute den Fisch des Urlaubs fangen wird. Cowy ist von seinem Vorhaben allerdings nicht abzubringen. Wir halten es allerdings für unsinnig die 5 km zurück zu laufen und beschließen darüber abzustimmen ob wir hier bleiben oder zurück fahren. Mit 3 zu 1 Stimmen wird der Entschluss gefasst zurück zu fahren und am Nachmittag je nach Wetterlage nochmal unser Glück zu probieren. Also fahren wir wieder zurück. Und wieder werden wir wie die Pudel begossen als wir an der Farsunder Brücke vorbei fahren und das Wasser durch die kleinsten Ritzen ins innere dringt. Achim ist zwar etwas stinkig über diesen Entschluss, er hat an diesem Tag Geburtstag und eine Flasche Sekt mit an Bord genommen. Doch die schmeckt bei diesem Mistwetter auch nicht so recht. Gegen Mittag wurde es dann tatsächlich ruhiger und wir hatten noch einen schönen Nachmittag auf dem Wasser.
Der erste Fisch des Tages
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