Es zeichnete sich schon in der
frühen Planungsphase
für die Tour 2005 ab, das es schwierig werden würde 4 Leute
für unsere Tour zusammen zu bekommen. Gustav als langjähriger
Mitfahrer würde aufgrund einer schweren Krankheit nicht mitkommen
können. Christoph wollte Ostern 2005 mit seiner Partnerin etwas
unternehmen. Damit waren zwei unserer Stammbesetzung nicht dabei. Bei
Klaus und mir war klar das wir auf jeden Fall fahren würden.
Hinrich, der einige Jahre pausiert hatte, schloss sich uns an. Trotz
vieler Bemühungen, gelang es uns aber nicht einen vierten Mann mit
ins Boot zu holen. So gingen unsere Planungen in Richtung eines
günstigen Quartiers. Ein
neues Angelrevier sollte erschlossen werden. Unsere Wahl fiel auf
Abelsnes. Einem kleinen Ort zwei Autostunden westlich von Kristiansand
gelegen, was in etwa einer Distanz von 120 km entspricht. Der
Flekkefjord, Strandsfjord, Fedafjord und Stolsfjord liegen in
unmittelbarer Nähe. Die Inseln Hidra und Andabelöya sind dem
Ort vorgelagert. Wir begannen unsere Vorbereitungen und mieteten ein
direkt am Wasser gelegenes Häuschen mit gutem, seetüchtigem
Dieselboot. Kartenmaterial des Gewässers wurde besorgt und
Informatioonen aus Zeitschriften und dem Internet zusammengesucht.
Anfang des Jahres begann Klaus mit dem Gießen von Pilkern die im
letzten Jahr verangelt wurden. Zu dieser Zeit starb auch mein Nachbar
und Angelkollege Gustav. Im letzten Jahr fuhren wir noch alle nach dem
Angeltrip zu ihm ins Krankenhaus und besuchten ihn. Nun liegt er unter
der Erde und träumt vielleicht von großen Fischen.
Einige Bedenken hatte ich betreff des Wetters. Der späte Winter in
Deutschland mit Kälte und Schnee machte mir etwas sorgen.
Würden überhaupt schon Fische in Fresslaune sein? Die Heringe
laichen ja in Südnorwegen etwas eher als an der Ostsee. Aber
würden sie bei dieser Kälte schon zu ihren Laichplätzen
unterwegs sein? Das frühe Ostern in
diesem Jahr in Verbindung mit dem späten Wintereinbruch ließ
mich eher skeptisch auf unsere Angelei blicken.
Die Route und der Ablauf war wie gehabt. Treffen bei mir in Bellin am
Freitag Abend. Alles im Anhänger verstauen, zusammen Essen und
noch eine kurze Nacht verbringen bevor es am nächsten Morgen um 6
Uhr los ging. Fahrt über Kiel - Flensburg Richtung Hirtshals. In
Hirtshals wird noch mal getankt und auf die Fähre gewartet. 13:45
fährt sie nach Fahrplan ab Hirtshals ab und kommt nach 4,5 Stunden
in Kristiansand an. Auf der Fähre lud uns Hinrich zu einem
ausgiebigem Essen ein. Anschließend wird noch eine oder zwei
Runden gekniffelt. Draußen ist es zwar kalt aber schön. Ein
Besuch auf dem Deck des Schiffes verät uns, das Norwegen in
Sichtweite liegt. Jetzt ist es bald Zeit das Auto aufzusuchen. Norwegen
erwartet uns mit Kälte, Schnee am Wegesrand und Eis auf den Seen
und Flüssen. Wie schon erwartet war auch hier der späte
Wintereinbruch noch längst nicht vorbei.
Es ist halb Sieben als wir uns der E39 Richtung Mandal folgend
auf den Weg machen. Bis nach Lyngdal ist uns der Weg vertraut. Dann
kommt noch ein etwas bergiges Stück, über Kvinesdal nach
Flekkefjord. Hier geht es von der E39 ab, Richtung Abelsnes und
Richtung
Meer. Noch 10 km. Es ist 20:00 Uhr und schon dunkel. Die Zeitumstellung
hat noch nicht stattgefunden und so hat die beginnende Nacht bereits
ihre Schatten aufs Land gelegt. Die Wegbeschreibung der
Ferienhausvermittlung (Elchferien) ist nicht immer eindeutig. Wir
fahren einmal eine Straße hinein die uns nicht weiter bringt.
Beim nächsten Anlauf finden wir uns besser zurecht, doch
können wir in der Dunkelheit unser Haus nicht finden. Erst durch
Fragen bei einem älteren Herren werden wir fündig. Eine junge
Frau erwartet uns bereits am Ferienhaus.
Das gelbe Haus war für 10
Tage unser zu Hause
Wir werden kurz in die Ferienwohnung eingewiesen und bleiben dann uns
und unserem Erstaunen überlasssen. Begeisterung und Wohlgefallen
über die Lage und die Nähe zum Wasser sind unsere ersten
Reaktionen. Beim Abendbrot in der Küche können wir aufs 5
Meter entfernte Wasser blicken. Zwei Boote sind am Anleger vertaut und
strahlen uns an. Wir strahlen zurück, müssen aber noch auf
Morgen früh warten um endlich wieder auf norwegischem Wasser
der Fischwaid nachzugehen. Wir werden von der jungen Frau
aufgeklärt, das Per, der Hausmeister, an diesem Abend auf einer
Party ist und uns Morgen früh in das Boot einweist.
Wie auch die Jahre zuvor wird an diesem ersten Abend das
Angelgerät für den ersten Tag auf dem Wasser gerichtet. Die
neuen Schätze, so denn welche angeschafft wurden, werden
zusammengestellt und präsentiert. Klaus hat in diesem Jahr eine
neue Rute und stellt seine "Traumkombination" für diesen Urlaub
zusammen. Auch ich habe mir eine neue Rute geholt und montiere meine
gute DAM Quick Royal an ihr. Für diesen Urlaub ein perfektes
Paar. Außerdem hab ich mir eine neue Meeresmulti zugelegt. Meine
Wahl fiel
auf die Penn Mariner. Eine schwere, stabile Multirolle für die
großen
Tiefen.
Neben dem motieren des Gerätes wird noch Abendbrot gegessen, die
Zimmer bezogen, und immer wieder wandert der Blick durch die
Terassentür in der Küche hinaus auf den Steg und das Boot.
Einfach perfekt.
Der Blick aus der
Wohnküche auf den Bootssteg - Einfach Perfekt
An diesem ersten Morgen stehen wir erst um 6:00 Uhr auf. Wir
müssen ja auf Per warten, der uns erst noch in das Boot einweisen
muss. Um 8:00 Uhr sind wir soweit. Alles ist vorbereitet, die Stullen
für unterwegs sind geschmiert, das Gerät wartet auf seinen
Einsatz. Alles ist fertig, nur Per läßt sich nicht blicken.
Wir müssen noch bis 9:00 Uhr warten, dann kommt ein völlig
übermüdeter und vom Restalkohol noch sehr benebelter Per und
gibt uns die ersehnte Einweisung ins Boot. Wir notieren noch seine
Handynummer, für alle Fälle, und erlösen Per von seinen
Pflichten damit er sich ins Bett legen kann. Wir sind nun nicht mehr zu
halten. Die erste Ausfahrt steht an.
Da ich an diesem ersten Tag der Kapitän bin, bestimme ich unser
erstes Ziel. Ich habe mich für ein kleineres Plateau am Ausgang
des Hidrasundes entschieden. Es geht vorbei an drei Lachsfarmen die an
den Rändern des Sundes liegen. 10 km zieht sich die Enge zwischen
dem Festland und der Insel Hidra hin, dann beginnt sie sich zu
öffnen und gibt den Blick auf den Atlantik frei. Das Wasser
ist bei 1-2 Windstärken aus Süd-Ost gut befahrbar. Was
für ein Gefühl als die ersten Pilker nach einem Jahr wieder
ins geliebte, norwegische Wasser eintauchen. Das Fischen an diesem
ersten Tag ist sehr abwechslungsreich. 7 Fischarten fangen wir allein
an diesem Tag. Darunter ein Lippfisch, den Hinrich unbedingt mitnehmen
will. Bei seinem letzten Frankreichurlaub hat er Lippfisch gegessen und
war begeistert, also kommt der Lippfisch mit in die Fischwanne. Ein
guter Fisch geht Klaus auf halben Weg nach oben verloren (darüber
ägert er sich den ganzen Urlaub). Einmal seh ich aus dem
Augenwinkel etwas an der Wasseroberfläche, gar nicht weit vom Boot
entfernt. Als ich mich mit dem Kopf drehe um das Etwas besser zu
erkennen, seh ich nur noch eine Flosse ins Wasser tauchen. Ein
Haifisch, denke ich laut. Verwunderung bei meinen Angelkollegen. Nach
kurzer Zeit taucht der "Haifisch" wieder auf. Ein Schweinswal
bläst seine verbrauchte Luft aus den Lungen und taucht dann wieder
ab. Nach einiger Zeit wechseln wir zu einer anderen Stelle. Es gibt ja
soviel auszuprobieren. Und auch hier werden wir fündig. Ein
Schwarm kleinerer Dorsche steht in einer geschützten Bucht. Einige
davon lassen sich von unseren Pilkern überreden mit in die
Fischkiste zu kommen. Dann geht es zurück. 22 Fische können
wir an diesem ersten Tag filetieren, 7 kg Filet kommen in die Truhe.
Nach einem guten Essen wird die Tagesstatistik erledigt, dann geht es
ins Bett.
Unser Boot in diesem Jahr, und
Hinrich als Festmacher
Am zweiten Tag ist Klaus der Kapitän. Heute fahren wir mit dem
Boot zuerst einmal eine Untiefe zwischen den Inseln Hitra und
Andabelöy an. Nach kurzer Zeit ein Biss an Hinrichs Angel. Nach
kurzem Kampf holt er einen Pollack von 3,4 kg aus 90 Metern Tiefe. Das
fängt ja gut an. Das Wetter ist herrlich, die Sonne lacht und der
Wind liegt bei 2-3 Stärken aus süd-östlicher Richtung im
Rahmen des erträglichen. Wir fahren dann die Kanten der
südlichen Seite von Hitra ab. Der Erfolg ist bescheiden. Dann geht
es weiter, am Leuchtfeuer von Varnes vorbei, entlang der Westseite der
Halbinsel Lista. Wir lassen uns von 30 Metern an ins Tiefe treiben.
Hier stehen Köhler. Köhler in riesigen Mengen müssen
hier an der Küste sein. Drei große Fischerboote ziehen ihre
Schleppnetze durchs Wasser. Und auch unsere Fischkiste wird relativ
schnell angefüllt. Wir brechen die Aktion Köhler ab, als die
erste Fischkiste so voll ist, das die ersten Fische aus der Kiste
fallen. Jetzt haben wir gut zu tun mit filetieren. 4 Stunden sitzen wir
an diesen Spätnachmittag und Abend dabei. Dann ist alles
eingetütet und ligt in der Truhe. 22,5 kg Filet, ein typischer
Köhlertag.
Der Fang wird versorgt
Am dritten Tag ist Hinrich am Steuerrad des Bootes. Als wir um 7:00 Uhr
mit dem Boot aus der Bootsbucht fahren scheint die Sonne und das Wasser
ist noch sehr ruhig. Wir fahren heute wieder durch den Hitrasund und
wollen nochmal die beiden Plateaus befischen die am Ende des
Hidrasundes
liegen. Je näher wir dem Ende des Sundes kommen desto mehr frischt
der Wind auf. Das wird heute nicht so einfach werden. Schon nach der
ersten Drift merken wir, das es fast nicht möglich ist hier am
Plateau zu fischen. Der Wind und die Strömung tragen das Boot im
Nu übers Wasser. Die Pilker erreichen nicht mehr den Grund. So
beschließen wir eine geschütztere Stelle aufzusuchen. An der
Westseite von Hitra gibt es einige Schären. Dort ist man vor dem
Wind aus Nord, Süd und Ost gut geschützt. Vor zwei Tagen
haben wir hier ein paar Dorsche gefangen. Mal sehen was heute so
passiert. Da wir anders driften als vor zwei Tagen, erreichen wir
andere Stellen. Auch die sind erfolgreich zu befischen. Heute sind es
keine Dorsche, sondern Pollacks stehen an der Kante zu einer
Schäre. Wir lassen uns mehrmals an der Schäre entlang driften
und fangen einige schöne Pollacks. Zu unser Überraschung ist
die Schäre sogar bewohnt. Hier leben einige Seehunde. Einer von
Ihnen beobachtet uns ständig. Entweder ist er besonders neugirig
oder aber er ist der Wächter dieser kleinen Seehundkolonie. Immer
wieder taucht sein Kopf irgendwo zwischen den Steinen der Schären
aus dem Wasser.
Seehunde bewohnen diese
Schäre, an der Kante davor stehen Pollacks
Nach einiger Zeit und etlichen Pollacks will Hinrich zur Süd-West
Seite der Insel Hitra.
Zu Beginn der Fahrt ist es auch noch ganz angenehm. Aber es wird immer
unangenehmer, je offener es zum Osten hin wird. So beschliesen wir,
durch die Insel hindurchzufahren. Natürlich nicht im wahren Sinne
des Wortes. Es gibt die Möglichkeit über das Örtchen
Kirkehavn, welcher auf Hitra liegt, wieder zurück in den Sund zu
gelangen. Doch die Fahrt durch die schmalen Wasserstraßen der
Insel ist nicht so einfach. Klaus steht ständig am Ausgug und
beobachtet die Untiefen, Hinrich steht am Steuer und ich lese die Karte
um den weiteren Verlauf zu erkennen. Nach etlichen Biegungen und damit
verbundenen Lenkmanövern, gelingt es uns das Boot in den Hafen von
Kirkehavn zu bugsieren. Einmal hatten wir leichten Grundkontakt,
allerdings nur im Sand. Diese Fahrt hat sich allerdings gelohnt. Das
Dörfchen liegt wunderschön eingebettet in die
Insellandschaft. Ein Fischerreihafen mit einigen großen
Fischkuttern, eine Kirche auf einem Podest, in die Landschaft
eingestreute Häuser ergeben ein fantastische
Bilder. So sind wir doch noch ohne große Aufregung zurück zu
unserem Häuschen gekommen.
Kirkehavn auf Hidra,
wunderschön in die Landschaft integriertes Fischerdorf
Nach dem Filetieren und anschliesendem Essen geht es an diesem Tag
Abends nochmal aufs Wasser. Wir wollen mal in einen der Fjorde fahren
und sehen ob sich da was ergibt. Zuerst fahren wir zur Insel Risholmen
und probieren es auf Katfisch zu angeln. Klaus hat in einem Artikel
gelesen, das dort Katfisch gut zu fangen sei. Wir probieren es aber nur
eine kurze Zeit, ohne Erfolg, und fahren dann weiter in den Stolsfjord.
Von dort weiter in Richtung Flekkefjord. Wo sich Flekkefjord und
Stolsfjord begegnen ist eine enge Stelle in der es an diesem Abend
reichlich strömt. Mit hoher Gewschwindigkeit wird unser Boot durch
diesen Straumen getrieben. Das Echo zeigt ordentlich Fisch an. Bei der
zweiten Drift dann ein Biss an Hinrichs Angel. Am Ausschlag der Rute
und an Hinrichs Gesicht ist zu erkennen, das es ein schöner Fisch
sein muss. Nach kurzer Zeit kommt ein schöner 7 pfündiger
Dorsch an die Oberfläche. Nächste Drift das gleiche Bild.
Wieder drillt Hinrich einen 6 pfünder nach oben. Und auch die
nächste Drift bescherrt uns das gleiche Bild. Diesmal hängt
auch an meiner Angel ein 4 pfündiger Dorsch. Als wir später
beim Filetieren sitzen und uns das Bild nochmal vor Augen halten wird
uns klar, das die vielen Fische auf dem Fischfinder Heringe gewesen
sind. Und unter den Heringen standen einige schöne Dorsche, die
wir nun gerade filetieren. Das war richtig klasse.
Hinrich am Steuer
Am nächsten Morgen beschließen wir den Straumen nochmal
anzufahren und zu sehen ob Heringe da sind. Gesagt - getan. Um 7:00 Uhr
sitzen wir wieder im Boot und sind auf dem Weg zum Fisch. Die
Heringsvorfächer werden herausgesucht und montiert. Die Fahrt
dauert nicht so lang, und schon nach kurzer Fahrt sind wir da. Das Echo
verheißt viel Fisch. Also werden die Montagen nach unten
gelassen. So tief ist es hier nicht. 20 - 30 Meter. Schon bald nach dem
herablassen die ersten Bisse. Gespannt warten wir auf das Ergebniss. Es
sind kleine Köhler, handlang. Das ist ja eine Überaschung.
Köhler abgemacht und Montagen wieder ins Wasser. Wieder
Köhler? Nein, jetzt kommen die ersten Heringe an die
Oberfläche. Schöne große Heringe. Die Ostseeheringe
sind halb so groß wie die hier. Und auch die Räuber stellen
sich bald ein. Wieder sind Dorsche dabei, die als Begleitung der
Heringsschwärme immer in der Nähe sind. Auch zwei Pollacks
werden gefangen. Der größte Dorsch an diesem Tag wog 3,7 kg.
Gegen Mittag fahren wir zurück um die Fische zu versorgen. Das
Heringsputzen nimmt am meisten Zeit in Anspruch. Doch auch heute bleibt
gegen spätnachmittag Zeit um noch mal aufs Wasser zu fahren. Wir
fahren an die Südseite von Hidra und schauen ob wir Pollack
fangen können. Die Küste sieht auf der Gewässerkarte
zerklüftet aus, evtl. auch gut für Leng und Lump. In der
ersten Stunde tut sich gar nichts. Da es absolut windstill ist,
beschliesen wir in tieferes Wasser zu fahren und auf Leng und Lump zu
fischen. Die Köderfischruten verlassen 200 Meter über dem
Grund unser Boot. Es dauert etwa 5 Minuten bis sie endlich
unten ankommen. Nun haben wir Zeit. Das Boot dümpelt in der
Abendsonne vor sich hin. Wir halten ein Schwätzchen und ab und zu
geht der Blick zu den Ruten. Ein winzigkleines zuppeln an meiner
Rutenspitze verrät mir, das ich mit meiner Montage Grundkontakt
habe. Ich nehme die Rute aus dem Rutenständer und schlage kurz an,
nicht das ich noch einen Hänger bekomme auf diese Tiefe. Nach dem
Anschlag der auf diese Distanz kaum spürbar ist ziehe ich nochmal
einige Meter Schnur ein und prüfe die Spannung. Da schon wieder
das feine zuppeln der Spitze. Das ist wohl ein Fisch. Ich schlage
nochmal an und drehe nochmal ein paar Meter Schnur ein. Was
großes kann das nicht sein, denke ich, doch mit jeder
Kurbelumdrehung wird die Gewissheit Fühlbar. Da ist ein
schöner, großer Fisch an der Angel. Nach 10 Minuten des
Kurbelns wird die Sache immer leichter. Die letzten 50 Meter brauche
ich nur die lose Schnur einholen. Etwa 40 Meter vom Boot entfernt
taucht er dann auf. Vom Auftrieb, der aus dem Maul hängenden
Luftblase an die Oberfläche getrieben, ziehe ich einen Leng ans
Boot. 4,9 kg wog der Fisch. Damit ist unser längst fälliger
Lengrekord, den Cowy noch Mitte der 90er Jahre in Farsund aufstellte
endlich gebrochen. Natürlich versuchen wir noch mehr von solchen
schönen Fischen aus dem Wasser zu ziehen. Doch an diesem Abend
beißt nichts mehr. Mit der untergehenden Sonne packen wir unsere
Angelsachen für diesen Tag zusammen und fahren zurück.
Der Fisch des Urlaubs. Leng von
4,9 kg.
Der nächste Tag bietet uns ein Naturschauspiel der besonderen Art.
Den ganzen Tag über liegen Seeneblfelder über dem Wasser. Mal
links von uns, dann rechts, plötzlich kommt von vorne eine
weiße Wand auf uns zu und nach langer Sonnenscheindauer schleicht
sie sich von hinten an uns heran. Von Morgens bis zum Nachmittag ging
das so. Wirklich beeindruckend. Dazu wie am Vortag fast windstille. Ab
und an mal ein Lüftchen aus Ost, dann aus West aber nach einem
krzen Hauch war das Lüftchen wieder verschwunden. Optimale
Bedingungen um nochmals in tiefem Wasser zu fischen, so dachten wir
beim herausfahren und nahmen Kurs auf die Gegend an der wir gestern
Abend den schönen Leng fingen. Zwischen 200 - 300 Metern
probierten wir es. 4 Stunden lang hielt uns die Spannung bei dieser
Angelei, dann beschloss unser Kapitän abzubrechen und auf andere
Fische zu angeln. Nicht ein Biss hatten wir in diesen 4 Stunden. Aber
es war eine schöne Erfahrung. Wenn man die Gegend etwas besser
kennt, hat man vielleicht mehr Glück und erwischt einen
großen Räuber in der Tiefe. So fuhren wir in Richtung
Listaplateau. Dort schlug Hinrichs Stunde. Innerhalb kürzester
Zeit war unsere Wanne gefüllt, natürlich mit Köhlern.
Zweimal hatte Hinrich ein Sextett an der Angel. Aber auch einen
schönen Dorsch zog Klaus an Bord. Mit seinem feinen Gerät
holte er einen 9 Pfund Dorsch aus dem Wasser. Es schlossen sich 3,5
Stunden filetieren an. Das sind jetzt genug Köhler. Nochmal
wollen wir so eine Filetierprozedur nicht mitmachen.
Einen ganzen Tag lang liegen
Seeneblfelder über dem Wasser
Tag 6 brach an. Heute wollten wir versuchen nach Siragrunnen zu fahren.
Die Bedingungen schienen gut zu sein. Siragrunnen ist ein Plateau
westlich von Hitra, ca. 16 km von unseren Haus entfernt. Die Fahrt
durch den Hitrasund verlief noch sehr geruhsam. Doch als wir den Sund
verließen machten sich erste Böen bemerkbar, die auf der
Fahrt zum Siragrunnen heftiger wurden. Eine Stunde pribierten wir
dieses Traumrevier aus. Das Ergebniss: 1 kleiner Dorsch. Dazu
ordentlich geschaukel auf dem Boot. Also wieder zurück und ruhige
Gewässer befischen. An unserer Seehundschäre beißen ein
paar Pollacks. Das wars. Wenig zu filetieren, dafür Zeit um am
Spätnachmittag nochmal raus zu fahren. Wir wollen nochmal zum
Straumen wo die Heringe lang zogen. Aber an diesem Abend keine Heringe
da, und somit auch keine Dorsche. Unsere schlechtester Tag was den
Angelerfolg betrifft.
Wohin mögen Klaus seine
Gedanken wohl wandern?
Heute am 7. Tag fahren wir mit Hans, unserem Vermieter, aufs Wasser. Er
hat eine Langleine eingepackt. Auf der Hinfahrt schneiden wir Makrelen
in Stücke um die Haken der Langleine zu beködern. Hans gibt
uns Anweisungen und wir tun was wir können. Als die Leine dann im
Wasser liegt haben wir zwei Stunden Zeit zum Angeln. Nach zwei Stunden
wollen wir die Leine wieder reinholen. So fahren wir etwas weiter und
angeln. Einige Köhler, ein paar Dorsche. Nichts aufregendes. Viel
aufregender wird es als Hans sagt, das wir jetzt die Langleine einholen
wollen. Wir sind sehr gespannt was an den 100 beköderten Haken
hängt. Hans steuert das Boot an die Stelle wo wir die Boje mit dem
Ende der Schnur ins Wasser ließen. Wir suchen eine Weile, finden
aber nichts. Da ich die Stelle im GPS abgespeichert habe, fahren wir
nochmal zurück und blicken in alle Richtungen. Keine Boje zu
sehen. Wir sind etwas enttäuscht. Hans kann sich das nicht
erklären. Das hat er noch nicht erlebt. So fahren wir etwas
bedröppelt zurück. kurz vor Abelsnes liegt ein Wrack im
Wasser. Hans zeigt es uns und fordert uns zum Angeln auf. Wir probieren
es. Doch wir haben in 5 Minuten nur zwei Abrisse, etliche weitere
Hänger und keinen Fisch. Also brechen wir das "Wrackangeln" ab und
filetieren unsere Fische. Am Nachmittag fahren wir dann in den
Eidsfjord. Dort ist nach Gewässerkarte ein gutes Revier für
Leng. Wir haben ordentlich Drift, der Wind bläst mit 5
Windstärken übers Wasser. Deshalb ist dieser geschützte
Fjord für heute genau richtig. Doch auch hier haben wir zu beginn
noch viel Drift. Die Folge sind einige Hänger und Abrisse auf dem
steinigen Grund. Doch auch Leng fangen wir. Insgesamt 4 Stück,
jeder von uns einen und Klaus 2. Sie sind zwar mit 2-3 Pfund nicht all
zu groß, aber haben leckeres weißes Fleisch.
Köderfisch wird für
die Langleine portioniert
Der vorlezte Tag. Das Wetter ist gut für das Listaplateau. Bei
herrlichem Wetter verlassen wir unser Haus und machen uns auf den Weg.
Klaus als Kapitän fährt durch den Strandsfjord Richtung
Lista. Leider ist das unsere vorletzte Tour. Schade das die
Norwegentage immer schneller vergehen als die Arbeitstage.
Außerdem hat uns die Zeitumstellung auf die Sommerzeit eine
Stunde geklaut. Die bekommen wir zwar im Herbst wieder, aber davon
haben wir jetzt hier nichts.
Die erste Überraschung entdecken wir als wir kurz vor unserem Ziel
sind. Wir sehen eine weiße Boje im Wasser leuchten. Das
könnte die Boje von unser Langleine sein. Die ist zwar ganz wo
anders als seine sein sollte, aber wir fahren mal hin um zu schauen ob
sie es wirklich ist. Je näher wir kommen, desto sicherer sind wir.
Sie ist es. Also fahren wir längseits und holen sie an Bord. Als
wir beginnen die Schnur einzuholen spüren wir sehr bald
Widerstand. Die Schnur hat sich verhakt., und das gewaltig. Mit
bloßen Händen kann ich sie nicht mehr halten, werden von ihr
durchs Boot gezogen und muss gleich loslassen oder sie zieht mich
über Bord. Doch im letzten Moment gibt es einen Ruck und sie ist
frei. Nach einiger Zeit wieder verhakt. Das geht jetzt ständig so
bis wir sie endlich drinnen haben. Und Fisch? Hing auch dran. Bei dem
klaren Wasser sahen wir die Fische schon in einigen Metern Tiefe auf
uns zukommen. Insgesamt hängen 11 Lengs, 1 Pollack und 1
Köhler an den Haken. Etwa die Hälfte der Schnur ist zu einem
Knäul vertüddert. Aber eine schöne Überraschung war
das. Jetzt geht's ans Angeln. Und auch das gestaltet sich heute
außerordentlich erfolgreich. Schöne Dorsche, Köhler und
ein paar wenige Pollack, Leng und Wittling bereichern am Mittag unsere
Fischkiste. Die Krönung ist ein Dorsch von 4,6 kg von Klaus
gefangen.
Klaus mit schönem Dorsch
Am Abend kommt Hans, unser Vermieter, vorbei und holt uns ab um ein
Heringsnetz zu kontrollieren, welches er am Tag zuvor ausgelegt hat.
Mit seinem Speedboot brausen wir über den Fjord zu einer
geschützten Bucht. Allerdings hat das Boot beim Start etwas
Mühe ins gleiten zu kommen.
Wir sind zu viert im Boot und der 50 PS Motor braucht erst eine
gezielte Gewichtsverteilung bis er es endlich schafft das Boot aus dem
Wasser zu heben. Es sind keine Heringe im Netzt, also wieder
zurück. Mit Schätzungsweise 60 kmh über den Fjord.
Unser letzter Angeltag. Bis zum Mittag haben wir heute Zeit zum Angeln,
dann müssen wir mit Aufräumen und Packen beginnen. Das Wetter
ist, wie gestern, hervorragend. Wir wollen nochmal zum Listaplateau.
Gestern sprachen wir Angelkollegen aus dem Nachbarhaus. Sie waren schon
mal hier und haben im letzten Jahr auf Siragrunnen, der Traumstelle,
außerordentlich erfolgreich gefischt. Am Tag zuvor waren sie dort
und haben absolut nichts gefangen. Soviel zu den sogenannten
Hot-Spots.
Die erste Stunde passiert noch nicht so viel. Ein Leng und ein Dorsch
locken wir in 130 bzw. 110 Metern Tiefe an den Haken. Dann schläft
der Wind ein um kurz darauf um 180° zu drehen. Jetzt kommt er aus
West und im Wasser beginnt ein reges treiben. In 100 - 110 Metern Tiefe
kommt jetzt Biss auf Biss. Wittling, Schellfisch, Dorsch und Leng. Und
wer nicht durch die Köhler hindurchkommt hat einen von Ihnen am
Haken. Doch es wird Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Die
letzten 20 Fische müssen noch filetiert werden bevor das
große Aufräumen beginnt.
Am Abend als wir mit dem Putzen und Packen fertig sind, kommt Hans
vorbei und läd uns in sein Speedboot um nochmal die Heringsnetze
zu kontrollieren. Es dämmert schon als wir auf dem Weg sind, doch
mit dem schnellen Boot haben wir die Bucht in dem das Netz liegt in 5
Minuten erreicht. Welch Überraschung. Zwei Meerforellen haben sich
im Netz verfangen. Herrliche Fischen Heringe sind leider noch
keine im Netz. Und schon sind wir wieder auf dem Rückweg und am
Haus. Hans gibt uns die Meerforellen mit. Wir schlachten sie noch
schnell und packen sie in die Truhe.
Der letzte Handschlag ist getan. Jetzt haben wir gerade noch Zeit um
unsere Angelwette aufzulösen. Klaus ist der Glückliche
gewinner. Er bekommt den Wanderpokal und von jedem 15,- €. Dann wird es
Zeit ins Bett zu gehen.
Blick in den Hidrasund
Der Abreisetag stand bevor. Am Abend zuvor hatten wir alles gepackt und
im Anhänger verstaut. Das Haus wurde gesäubert und gewischt.
So konnten wir am Reisetag in Ruhe Frühstücken und uns auf
den Weg machen. Auf dem Weg zur Fähre ergatterten wir noch den
einen oder anderen herrlichen Blick in die Fjordlandschaft bzw. immer
noch winterliche Mittelgebirgswelt mit Schnee und gefrorenen Seen.
Ein letzter Blick in die
norwegische Fjordlandschaft
Für die Rückfahrt hatten wir die
Schnellfähre gebucht. Das hatte den Vorteil, dass wir Abends
zwischen 20:00 und 21:00 Uhr zurück in Bellin sein würden. So
war es dann auch. Gegen 20:30 waren wir zu Hause. Klaus blieb noch eine
Nacht bei mir, bevor er am nächsten Tag weiter in Richtung
Wolfsburg fuhr. Zuvor teilten wir noch unsere gefrorenen Filets auf.
104 kg Filet, 60 Heringe und für Hinrich noch ein paar Grillfische
- ach ja und die beiden Meerforellen aus dem Heringsnetzt.
Alle meine Zweifel betreff des
Wetters und den eher mäßigen Fangerfolg
hatten sich nicht
bestätigt. Ganz im Gegenteil. Selten hatten wir durchgehend so ein
prima Angelwetter und günstige Winde. Die intensive Vorbereitung
auf
das neue Angelgebiet hatte sich gelohnt. Einige gute Angelstellen haben
wir aufgrund der Gewässerkarten und Berichte anderer Angler schon
im
Vorfeld der Angelreise notiert. Die vorgefundenen Angelbedingungen
waren erstklassik. Und auch die Fische waren Vorort, das ist keine
Selbstverständlichkeit. Alles in Allem eine gelungene Reise. Gut
möglich, das wir nicht das letzte mal in dieser Gegend unseren
Angelurlaub verbracht haben.