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Abelsnes 2005

19.3. - 29.3. 2005



Es zeichnete sich schon in der frühen Planungsphase für die Tour 2005 ab, das es schwierig werden würde 4 Leute für unsere Tour zusammen zu bekommen. Gustav als langjähriger Mitfahrer würde aufgrund einer schweren Krankheit nicht mitkommen können. Christoph wollte Ostern 2005 mit seiner Partnerin etwas unternehmen. Damit waren zwei unserer Stammbesetzung nicht dabei. Bei Klaus und mir war klar das wir auf jeden Fall fahren würden. Hinrich, der einige Jahre pausiert hatte, schloss sich uns an. Trotz vieler Bemühungen, gelang es uns aber nicht einen vierten Mann mit ins Boot zu holen. So gingen unsere Planungen in Richtung eines günstigen Quartiers. Ein neues Angelrevier sollte erschlossen werden. Unsere Wahl fiel auf Abelsnes. Einem kleinen Ort zwei Autostunden westlich von Kristiansand gelegen, was in etwa einer Distanz von 120 km entspricht. Der Flekkefjord, Strandsfjord, Fedafjord und Stolsfjord liegen in unmittelbarer Nähe. Die Inseln Hidra und Andabelöya sind dem Ort vorgelagert. Wir begannen unsere Vorbereitungen und mieteten ein direkt am Wasser gelegenes Häuschen mit gutem, seetüchtigem Dieselboot. Kartenmaterial des Gewässers wurde besorgt und Informatioonen aus Zeitschriften und dem Internet zusammengesucht. Anfang des Jahres begann Klaus mit dem Gießen von Pilkern die im letzten Jahr verangelt wurden. Zu dieser Zeit starb auch mein Nachbar und Angelkollege Gustav. Im letzten Jahr fuhren wir noch alle nach dem Angeltrip zu ihm ins Krankenhaus und besuchten ihn. Nun liegt er unter der Erde und träumt vielleicht von großen Fischen.
Einige Bedenken hatte ich betreff des Wetters. Der späte Winter in Deutschland mit Kälte und Schnee machte mir etwas sorgen. Würden überhaupt schon Fische in Fresslaune sein? Die Heringe laichen ja in Südnorwegen etwas eher als an der Ostsee. Aber würden sie bei dieser Kälte schon zu ihren Laichplätzen unterwegs sein? Das frühe Ostern in diesem Jahr in Verbindung mit dem späten Wintereinbruch ließ mich eher skeptisch auf unsere Angelei blicken.
Die Route und der Ablauf war wie gehabt. Treffen bei mir in Bellin am Freitag Abend. Alles im Anhänger verstauen, zusammen Essen und noch eine kurze Nacht verbringen bevor es am nächsten Morgen um 6 Uhr los ging. Fahrt über Kiel - Flensburg Richtung Hirtshals. In Hirtshals wird noch mal getankt und auf die Fähre gewartet. 13:45 fährt sie nach Fahrplan ab Hirtshals ab und kommt nach 4,5 Stunden in Kristiansand an. Auf der Fähre lud uns Hinrich zu einem ausgiebigem Essen ein. Anschließend wird noch eine oder zwei Runden gekniffelt. Draußen ist es zwar kalt aber schön. Ein Besuch auf dem Deck des Schiffes verät uns, das Norwegen in Sichtweite liegt. Jetzt ist es bald Zeit das Auto aufzusuchen. Norwegen erwartet uns mit Kälte, Schnee am Wegesrand und Eis auf den Seen und Flüssen. Wie schon erwartet war auch hier der späte Wintereinbruch noch längst nicht vorbei.
Es ist halb Sieben als wir uns der E39 Richtung Mandal folgend  auf den Weg machen. Bis nach Lyngdal ist uns der Weg vertraut. Dann kommt noch ein etwas bergiges Stück, über Kvinesdal nach Flekkefjord. Hier geht es  von der E39 ab, Richtung Abelsnes und Richtung Meer. Noch 10 km. Es ist 20:00 Uhr und schon dunkel. Die Zeitumstellung hat noch nicht stattgefunden und so hat die beginnende Nacht bereits ihre Schatten aufs Land gelegt. Die Wegbeschreibung der Ferienhausvermittlung (Elchferien) ist nicht immer eindeutig. Wir fahren einmal eine Straße hinein die uns nicht weiter bringt. Beim nächsten Anlauf finden wir uns besser zurecht, doch können wir in der Dunkelheit unser Haus nicht finden. Erst durch Fragen bei einem älteren Herren werden wir fündig. Eine junge Frau erwartet uns bereits am Ferienhaus.

Unser Haus
Das gelbe Haus war für 10 Tage unser zu Hause

Wir werden kurz in die Ferienwohnung eingewiesen und bleiben dann uns und unserem Erstaunen überlasssen. Begeisterung und Wohlgefallen über die Lage und die Nähe zum Wasser sind unsere ersten Reaktionen. Beim Abendbrot in der Küche können wir aufs 5 Meter entfernte Wasser blicken. Zwei Boote sind am Anleger vertaut und strahlen uns an. Wir strahlen zurück, müssen aber noch auf Morgen früh warten um endlich wieder auf  norwegischem Wasser der Fischwaid nachzugehen. Wir werden von der jungen Frau aufgeklärt, das Per, der Hausmeister, an diesem Abend auf einer Party ist und uns Morgen früh in das Boot einweist.
Wie auch die Jahre zuvor wird an diesem ersten Abend das Angelgerät für den ersten Tag auf dem Wasser gerichtet. Die neuen Schätze, so denn welche angeschafft wurden, werden zusammengestellt und präsentiert. Klaus hat in diesem Jahr eine neue Rute und stellt seine "Traumkombination" für diesen Urlaub zusammen. Auch ich habe mir eine neue Rute geholt und montiere meine gute DAM Quick Royal an ihr.  Für diesen Urlaub ein perfektes Paar. Außerdem hab ich mir eine neue Meeresmulti zugelegt. Meine Wahl fiel auf die Penn Mariner. Eine schwere, stabile Multirolle für die großen Tiefen.
Neben dem motieren des Gerätes wird noch Abendbrot gegessen, die Zimmer bezogen, und immer wieder wandert der Blick durch die Terassentür in der Küche hinaus auf den Steg und das Boot. Einfach perfekt.

Blick aus der Küche
Der Blick aus der Wohnküche auf den Bootssteg - Einfach Perfekt

An diesem ersten Morgen stehen wir erst um 6:00 Uhr auf. Wir müssen ja auf Per warten, der uns erst noch in das Boot einweisen muss. Um 8:00 Uhr sind wir soweit. Alles ist vorbereitet, die Stullen für unterwegs sind geschmiert, das Gerät wartet auf seinen Einsatz. Alles ist fertig, nur Per läßt sich nicht blicken. Wir müssen noch bis 9:00 Uhr warten, dann kommt ein völlig übermüdeter und vom Restalkohol noch sehr benebelter Per und gibt uns die ersehnte Einweisung ins Boot. Wir notieren noch seine Handynummer, für alle Fälle, und erlösen Per von seinen Pflichten damit er sich ins Bett legen kann. Wir sind nun nicht mehr zu halten. Die erste Ausfahrt steht an.
Da ich an diesem ersten Tag der Kapitän bin, bestimme ich unser erstes Ziel. Ich habe mich für ein kleineres Plateau am Ausgang des Hidrasundes entschieden. Es geht vorbei an drei Lachsfarmen die an den Rändern des Sundes liegen. 10 km zieht sich die Enge zwischen dem Festland und der Insel Hidra hin, dann beginnt sie sich zu öffnen und gibt den Blick auf den Atlantik frei. Das Wasser ist  bei 1-2 Windstärken aus Süd-Ost gut befahrbar. Was für ein Gefühl als die ersten Pilker nach einem Jahr wieder ins geliebte, norwegische Wasser eintauchen. Das Fischen an diesem ersten Tag ist sehr abwechslungsreich. 7 Fischarten fangen wir allein an diesem Tag. Darunter ein Lippfisch, den Hinrich unbedingt mitnehmen will. Bei seinem letzten Frankreichurlaub hat er Lippfisch gegessen und war begeistert, also kommt der Lippfisch mit in die Fischwanne. Ein guter Fisch geht Klaus auf halben Weg nach oben verloren (darüber ägert er sich den ganzen Urlaub). Einmal seh ich aus dem Augenwinkel etwas an der Wasseroberfläche, gar nicht weit vom Boot entfernt. Als ich mich mit dem Kopf drehe um das Etwas besser zu erkennen, seh ich nur noch eine Flosse ins Wasser tauchen. Ein Haifisch, denke ich laut. Verwunderung bei meinen Angelkollegen. Nach kurzer Zeit taucht der "Haifisch" wieder auf. Ein Schweinswal bläst seine verbrauchte Luft aus den Lungen und taucht dann wieder ab. Nach einiger Zeit wechseln wir zu einer anderen Stelle. Es gibt ja soviel auszuprobieren. Und auch hier werden wir fündig. Ein Schwarm kleinerer Dorsche steht in einer geschützten Bucht. Einige davon lassen sich von unseren Pilkern überreden mit in die Fischkiste zu kommen. Dann geht es zurück. 22 Fische können wir an diesem ersten Tag filetieren, 7 kg Filet kommen in die Truhe. Nach einem guten Essen wird die Tagesstatistik erledigt, dann geht es ins Bett.

Das Boot
Unser Boot in diesem Jahr, und Hinrich als Festmacher

Am zweiten Tag ist Klaus der Kapitän. Heute fahren wir mit dem Boot zuerst einmal eine Untiefe zwischen den Inseln Hitra und Andabelöy an. Nach kurzer Zeit ein Biss an Hinrichs Angel. Nach kurzem Kampf holt er einen Pollack von 3,4 kg aus 90 Metern Tiefe. Das fängt ja gut an. Das Wetter ist herrlich, die Sonne lacht und der Wind liegt bei 2-3 Stärken aus süd-östlicher Richtung im Rahmen des erträglichen. Wir fahren dann die Kanten der südlichen Seite von Hitra ab. Der Erfolg ist bescheiden. Dann geht es weiter, am Leuchtfeuer von Varnes vorbei, entlang der Westseite der Halbinsel Lista. Wir lassen uns von 30 Metern an ins Tiefe treiben. Hier stehen Köhler. Köhler in riesigen Mengen müssen hier an der Küste sein. Drei große Fischerboote ziehen ihre Schleppnetze durchs Wasser. Und auch unsere Fischkiste wird relativ schnell angefüllt. Wir brechen die Aktion Köhler ab, als die erste Fischkiste so voll ist, das die ersten Fische aus der Kiste fallen. Jetzt haben wir gut zu tun mit filetieren. 4 Stunden sitzen wir an diesen Spätnachmittag und Abend dabei. Dann ist alles eingetütet und ligt in der Truhe. 22,5 kg Filet, ein typischer Köhlertag.

Filetieren
Der Fang wird versorgt

Am dritten Tag ist Hinrich am Steuerrad des Bootes. Als wir um 7:00 Uhr mit dem Boot aus der Bootsbucht fahren scheint die Sonne und das Wasser ist noch sehr ruhig. Wir fahren heute wieder durch den Hitrasund und wollen nochmal die beiden Plateaus befischen die am Ende des Hidrasundes liegen. Je näher wir dem Ende des Sundes kommen desto mehr frischt der Wind auf. Das wird heute nicht so einfach werden. Schon nach der ersten Drift merken wir, das es fast nicht möglich ist hier am Plateau zu fischen. Der Wind und die Strömung tragen das Boot im Nu übers Wasser. Die Pilker erreichen nicht mehr den Grund. So beschließen wir eine geschütztere Stelle aufzusuchen. An der Westseite von Hitra gibt es einige Schären. Dort ist man vor dem Wind aus Nord, Süd und Ost gut geschützt. Vor zwei Tagen haben wir hier ein paar Dorsche gefangen. Mal sehen was heute so passiert. Da wir anders driften als vor zwei Tagen, erreichen wir andere Stellen. Auch die sind erfolgreich zu befischen. Heute sind es keine Dorsche, sondern Pollacks stehen an der Kante zu einer Schäre. Wir lassen uns mehrmals an der Schäre entlang driften und fangen einige schöne Pollacks. Zu unser Überraschung ist die Schäre sogar bewohnt. Hier leben einige Seehunde. Einer von Ihnen beobachtet uns ständig. Entweder ist er besonders neugirig oder aber er ist der Wächter dieser kleinen Seehundkolonie. Immer wieder taucht sein Kopf irgendwo zwischen den Steinen der Schären aus dem Wasser.

Seehundschäre
Seehunde bewohnen diese Schäre, an der Kante davor stehen Pollacks

Nach einiger Zeit und etlichen Pollacks will Hinrich zur Süd-West Seite der Insel Hitra. Zu Beginn der Fahrt ist es auch noch ganz angenehm. Aber es wird immer unangenehmer, je offener es zum Osten hin wird. So beschliesen wir, durch die Insel hindurchzufahren. Natürlich nicht im wahren Sinne des Wortes. Es gibt die Möglichkeit über das Örtchen Kirkehavn, welcher auf Hitra liegt, wieder zurück in den Sund zu gelangen. Doch die Fahrt durch die schmalen Wasserstraßen der Insel ist nicht so einfach. Klaus steht ständig am Ausgug und beobachtet die Untiefen, Hinrich steht am Steuer und ich lese die Karte um den weiteren Verlauf zu erkennen. Nach etlichen Biegungen und damit verbundenen Lenkmanövern, gelingt es uns das Boot in den Hafen von Kirkehavn zu bugsieren. Einmal hatten wir leichten Grundkontakt, allerdings nur im Sand. Diese Fahrt hat sich allerdings gelohnt. Das Dörfchen liegt wunderschön eingebettet in die Insellandschaft. Ein Fischerreihafen mit einigen großen Fischkuttern, eine Kirche auf einem Podest, in die Landschaft eingestreute Häuser ergeben ein fantastische Bilder. So sind wir doch noch ohne große Aufregung zurück zu unserem Häuschen gekommen.

Kirkehavn
Kirkehavn auf Hidra, wunderschön in die Landschaft integriertes Fischerdorf

Nach dem Filetieren und anschliesendem Essen geht es an diesem Tag Abends nochmal aufs Wasser. Wir wollen mal in einen der Fjorde fahren und sehen ob sich da was ergibt. Zuerst fahren wir zur Insel Risholmen und probieren es auf Katfisch zu angeln. Klaus hat in einem Artikel gelesen, das dort Katfisch gut zu fangen sei. Wir probieren es aber nur eine kurze Zeit, ohne Erfolg, und fahren dann weiter in den Stolsfjord. Von dort weiter in Richtung Flekkefjord. Wo sich Flekkefjord und Stolsfjord begegnen ist eine enge Stelle in der es an diesem Abend reichlich strömt. Mit hoher Gewschwindigkeit wird unser Boot durch diesen Straumen getrieben. Das Echo zeigt ordentlich Fisch an. Bei der zweiten Drift dann ein Biss an Hinrichs Angel. Am Ausschlag der Rute und an Hinrichs Gesicht ist zu erkennen, das es ein schöner Fisch sein muss. Nach kurzer Zeit kommt ein schöner 7 pfündiger Dorsch an die Oberfläche. Nächste Drift das gleiche Bild. Wieder drillt Hinrich einen 6 pfünder nach oben. Und auch die nächste Drift bescherrt uns das gleiche Bild. Diesmal hängt auch an meiner Angel ein 4 pfündiger Dorsch. Als wir später beim Filetieren sitzen und uns das Bild nochmal vor Augen halten wird uns klar, das die vielen Fische auf dem Fischfinder Heringe gewesen sind. Und unter den Heringen standen einige schöne Dorsche, die wir nun gerade filetieren. Das war richtig klasse.

Hinrich
Hinrich am Steuer

Am nächsten Morgen beschließen wir den Straumen nochmal anzufahren und zu sehen ob Heringe da sind. Gesagt - getan. Um 7:00 Uhr sitzen wir wieder im Boot und sind auf dem Weg zum Fisch. Die Heringsvorfächer werden herausgesucht und montiert. Die Fahrt dauert nicht so lang, und schon nach kurzer Fahrt sind wir da. Das Echo verheißt viel Fisch. Also werden die Montagen nach unten gelassen. So tief ist es hier nicht. 20 - 30 Meter. Schon bald nach dem herablassen die ersten Bisse. Gespannt warten wir auf das Ergebniss. Es sind kleine Köhler, handlang. Das ist ja eine Überaschung. Köhler abgemacht und Montagen wieder ins Wasser. Wieder Köhler? Nein, jetzt kommen die ersten Heringe an die Oberfläche. Schöne große Heringe. Die Ostseeheringe sind halb so groß wie die hier. Und auch die Räuber stellen sich bald ein. Wieder sind Dorsche dabei, die als Begleitung der Heringsschwärme immer in der Nähe sind. Auch zwei Pollacks werden gefangen. Der größte Dorsch an diesem Tag wog 3,7 kg. Gegen Mittag fahren wir zurück um die Fische zu versorgen. Das Heringsputzen nimmt am meisten Zeit in Anspruch. Doch auch heute bleibt gegen spätnachmittag Zeit um noch mal aufs Wasser zu fahren. Wir fahren an die  Südseite von Hidra und schauen ob wir Pollack fangen können. Die Küste sieht auf der Gewässerkarte zerklüftet aus, evtl. auch gut für Leng und Lump. In der ersten Stunde tut sich gar nichts. Da es absolut windstill ist, beschliesen wir in tieferes Wasser zu fahren und auf Leng und Lump zu fischen. Die Köderfischruten verlassen 200 Meter über dem Grund unser Boot. Es dauert  etwa 5 Minuten bis  sie endlich unten ankommen. Nun haben wir Zeit. Das Boot dümpelt in der Abendsonne vor sich hin. Wir halten ein Schwätzchen und ab und zu geht der Blick zu den Ruten. Ein winzigkleines zuppeln an meiner Rutenspitze verrät mir, das ich mit meiner Montage Grundkontakt habe. Ich nehme die Rute aus dem Rutenständer und schlage kurz an, nicht das ich noch einen Hänger bekomme auf diese Tiefe. Nach dem Anschlag der auf diese Distanz kaum spürbar ist ziehe ich nochmal einige Meter Schnur ein und prüfe die Spannung. Da schon wieder das feine zuppeln der Spitze. Das ist wohl ein Fisch. Ich schlage nochmal an und drehe nochmal ein paar Meter Schnur ein. Was großes kann das nicht sein, denke ich, doch mit jeder Kurbelumdrehung wird die Gewissheit Fühlbar. Da ist ein schöner, großer Fisch an der Angel. Nach 10 Minuten des Kurbelns wird die Sache immer leichter. Die letzten 50 Meter brauche ich nur die lose Schnur einholen. Etwa 40 Meter vom Boot entfernt taucht er dann auf. Vom Auftrieb, der aus dem Maul hängenden Luftblase an die Oberfläche getrieben, ziehe ich einen Leng ans Boot. 4,9 kg wog der Fisch. Damit ist unser längst fälliger Lengrekord, den Cowy noch Mitte der 90er Jahre in Farsund aufstellte endlich gebrochen. Natürlich versuchen wir noch mehr von solchen schönen Fischen aus dem Wasser zu ziehen. Doch an diesem Abend beißt nichts mehr. Mit der untergehenden Sonne packen wir unsere Angelsachen für diesen Tag zusammen und fahren zurück.

Lengfisch
Der Fisch des Urlaubs. Leng von 4,9 kg.

Der nächste Tag bietet uns ein Naturschauspiel der besonderen Art. Den ganzen Tag über liegen Seeneblfelder über dem Wasser. Mal links von uns, dann rechts, plötzlich kommt von vorne eine weiße Wand auf uns zu und nach langer Sonnenscheindauer schleicht sie sich von hinten an uns heran. Von Morgens bis zum Nachmittag ging das so. Wirklich beeindruckend. Dazu wie am Vortag fast windstille. Ab und an mal ein Lüftchen aus Ost, dann aus West aber nach einem krzen Hauch war das Lüftchen wieder verschwunden. Optimale Bedingungen um nochmals in tiefem Wasser zu fischen, so dachten wir beim herausfahren und nahmen Kurs auf die Gegend an der wir gestern Abend den schönen Leng fingen. Zwischen 200 - 300 Metern probierten wir es. 4 Stunden lang hielt uns die Spannung bei dieser Angelei, dann beschloss unser Kapitän abzubrechen und auf andere Fische zu angeln. Nicht ein Biss hatten wir in diesen 4 Stunden. Aber es war eine schöne Erfahrung. Wenn man die Gegend etwas besser kennt, hat man vielleicht mehr Glück und erwischt einen großen Räuber in der Tiefe. So fuhren wir in Richtung Listaplateau. Dort schlug Hinrichs Stunde. Innerhalb kürzester Zeit war unsere Wanne gefüllt, natürlich mit Köhlern. Zweimal hatte Hinrich ein Sextett an der Angel. Aber auch einen schönen Dorsch zog Klaus an Bord. Mit seinem feinen Gerät holte er einen 9 Pfund Dorsch aus dem Wasser. Es schlossen sich 3,5 Stunden filetieren an. Das sind jetzt genug  Köhler. Nochmal wollen wir so eine Filetierprozedur nicht mitmachen.

Seenebel
Einen ganzen Tag lang liegen Seeneblfelder über dem Wasser

Tag 6 brach an. Heute wollten wir versuchen nach Siragrunnen zu fahren. Die Bedingungen schienen gut zu sein. Siragrunnen ist ein Plateau westlich von Hitra, ca. 16 km von unseren Haus entfernt. Die Fahrt durch den Hitrasund verlief noch sehr geruhsam. Doch als wir den Sund verließen machten sich erste Böen bemerkbar, die auf der Fahrt zum Siragrunnen heftiger wurden. Eine Stunde pribierten wir dieses Traumrevier aus. Das Ergebniss: 1 kleiner Dorsch. Dazu ordentlich geschaukel auf dem Boot. Also wieder zurück und ruhige Gewässer befischen. An unserer Seehundschäre beißen ein paar Pollacks. Das wars. Wenig zu filetieren, dafür Zeit um am Spätnachmittag nochmal raus zu fahren. Wir wollen nochmal zum Straumen wo die Heringe lang zogen. Aber an diesem Abend keine Heringe da, und somit auch keine Dorsche. Unsere schlechtester Tag was den Angelerfolg betrifft.

Klaus träumt vom Fisch
Wohin mögen Klaus seine Gedanken wohl wandern?

Heute am 7. Tag fahren wir mit Hans, unserem Vermieter, aufs Wasser. Er hat eine Langleine eingepackt. Auf der Hinfahrt schneiden wir Makrelen in Stücke um die Haken der Langleine zu beködern. Hans gibt uns Anweisungen und wir tun was wir können. Als die Leine dann im Wasser liegt haben wir zwei Stunden Zeit zum Angeln. Nach zwei Stunden wollen wir die Leine wieder reinholen. So fahren wir etwas weiter und angeln. Einige Köhler, ein paar Dorsche. Nichts aufregendes. Viel aufregender wird es als Hans sagt, das wir jetzt die Langleine einholen wollen. Wir sind sehr gespannt was an den 100 beköderten Haken hängt. Hans steuert das Boot an die Stelle wo wir die Boje mit dem Ende der Schnur ins Wasser ließen. Wir suchen eine Weile, finden aber nichts. Da ich die Stelle im GPS abgespeichert habe, fahren wir nochmal zurück und blicken in alle Richtungen. Keine Boje zu sehen. Wir sind etwas enttäuscht. Hans kann sich das nicht erklären. Das hat er noch nicht erlebt. So fahren wir etwas bedröppelt zurück. kurz vor Abelsnes liegt ein Wrack im Wasser. Hans zeigt es uns und fordert uns zum Angeln auf. Wir probieren es. Doch wir haben in 5 Minuten nur zwei Abrisse, etliche weitere Hänger und keinen Fisch. Also brechen wir das "Wrackangeln" ab und filetieren unsere Fische. Am Nachmittag fahren wir dann in den Eidsfjord. Dort ist nach Gewässerkarte ein gutes Revier für Leng. Wir haben ordentlich Drift, der Wind bläst mit 5 Windstärken übers Wasser. Deshalb ist dieser geschützte Fjord für heute genau richtig. Doch auch hier haben wir zu beginn noch viel Drift. Die Folge sind einige Hänger und Abrisse auf dem steinigen Grund. Doch auch Leng fangen wir. Insgesamt 4 Stück, jeder von uns einen und Klaus 2. Sie sind zwar mit 2-3 Pfund nicht all zu groß, aber haben leckeres weißes Fleisch.

Langleine beködern
Köderfisch wird für die Langleine portioniert

Der vorlezte Tag. Das Wetter ist gut für das Listaplateau. Bei herrlichem Wetter verlassen wir unser Haus und machen uns auf den Weg. Klaus als Kapitän fährt durch den Strandsfjord Richtung Lista. Leider ist das unsere vorletzte Tour. Schade das die Norwegentage immer schneller vergehen als die Arbeitstage. Außerdem hat uns die Zeitumstellung auf die Sommerzeit eine Stunde geklaut. Die bekommen wir zwar im Herbst wieder, aber davon haben wir jetzt hier nichts.
Die erste Überraschung entdecken wir als wir kurz vor unserem Ziel sind. Wir sehen eine weiße Boje im Wasser leuchten. Das könnte die Boje von unser Langleine sein. Die ist zwar ganz wo anders als seine sein sollte, aber wir fahren mal hin um zu schauen ob sie es wirklich ist. Je näher wir kommen, desto sicherer sind wir. Sie ist es. Also fahren wir längseits und holen sie an Bord. Als wir beginnen die Schnur einzuholen spüren wir sehr bald Widerstand. Die Schnur hat sich verhakt., und das gewaltig. Mit bloßen Händen kann ich sie nicht mehr halten, werden von ihr durchs Boot gezogen und muss gleich loslassen oder sie zieht mich über Bord. Doch im letzten Moment gibt es einen Ruck und sie ist frei. Nach einiger Zeit wieder verhakt. Das geht jetzt ständig so bis wir sie endlich drinnen haben. Und Fisch? Hing auch dran. Bei dem klaren Wasser sahen wir die Fische schon in einigen Metern Tiefe auf uns zukommen. Insgesamt hängen 11 Lengs, 1 Pollack und 1 Köhler an den Haken. Etwa die Hälfte der Schnur ist zu einem Knäul vertüddert. Aber eine schöne Überraschung war das. Jetzt geht's ans Angeln. Und auch das gestaltet sich heute außerordentlich erfolgreich. Schöne Dorsche, Köhler und ein paar wenige Pollack, Leng und Wittling bereichern am Mittag unsere Fischkiste. Die Krönung ist ein Dorsch von 4,6 kg von Klaus gefangen.

Klaus mit Dorsch
Klaus mit schönem Dorsch

Am Abend kommt Hans, unser Vermieter, vorbei und holt uns ab um ein Heringsnetz zu kontrollieren, welches er am Tag zuvor ausgelegt hat. Mit seinem Speedboot brausen wir über den Fjord zu einer geschützten Bucht. Allerdings hat das Boot beim Start etwas Mühe ins gleiten zu kommen. Wir sind zu viert im Boot und der 50 PS Motor braucht erst eine gezielte Gewichtsverteilung bis er es endlich schafft das Boot aus dem Wasser zu heben. Es sind keine Heringe im Netzt, also wieder zurück. Mit Schätzungsweise 60 kmh über den Fjord.

Unser letzter Angeltag. Bis zum Mittag haben wir heute Zeit zum Angeln, dann müssen wir mit Aufräumen und Packen beginnen. Das Wetter ist, wie gestern, hervorragend. Wir wollen nochmal zum Listaplateau. Gestern sprachen wir Angelkollegen aus dem Nachbarhaus. Sie waren schon mal hier und haben im letzten Jahr auf Siragrunnen, der Traumstelle, außerordentlich erfolgreich gefischt. Am Tag zuvor waren sie dort und haben absolut nichts gefangen. Soviel zu den  sogenannten Hot-Spots.
Die erste Stunde passiert noch nicht so viel. Ein Leng und ein Dorsch locken wir in 130 bzw. 110 Metern Tiefe an den Haken. Dann schläft der Wind ein um kurz darauf um 180° zu drehen. Jetzt kommt er aus West und im Wasser beginnt ein reges treiben. In 100 - 110 Metern Tiefe kommt jetzt Biss auf Biss. Wittling, Schellfisch, Dorsch und Leng. Und wer nicht durch die Köhler hindurchkommt hat einen von Ihnen am Haken. Doch es wird Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Die letzten 20 Fische müssen noch filetiert werden bevor das große Aufräumen beginnt.
Am Abend als wir mit dem Putzen und Packen fertig sind, kommt Hans vorbei und läd uns in sein Speedboot um nochmal die Heringsnetze zu kontrollieren. Es dämmert schon als wir auf dem Weg sind, doch mit dem schnellen Boot haben wir die Bucht in dem das Netz liegt in 5 Minuten erreicht. Welch Überraschung. Zwei Meerforellen haben sich im Netz verfangen. Herrliche Fischen  Heringe sind leider noch keine im Netz. Und schon sind wir wieder auf dem Rückweg und am Haus. Hans gibt uns die Meerforellen mit. Wir schlachten sie noch schnell und packen sie in die Truhe.
Der letzte Handschlag ist getan. Jetzt haben wir gerade noch Zeit um unsere Angelwette aufzulösen. Klaus ist der Glückliche gewinner. Er bekommt den Wanderpokal und von jedem 15,- €. Dann wird es Zeit ins Bett zu gehen.

Hidrasund
Blick in den Hidrasund

Der Abreisetag stand bevor. Am Abend zuvor hatten wir alles gepackt und im Anhänger verstaut. Das Haus wurde gesäubert und gewischt. So konnten wir am Reisetag in Ruhe Frühstücken und uns auf den Weg machen. Auf dem Weg zur Fähre ergatterten wir noch den einen oder anderen herrlichen Blick in die Fjordlandschaft bzw. immer noch winterliche Mittelgebirgswelt mit Schnee und gefrorenen Seen.


Blick
Ein letzter Blick in die norwegische Fjordlandschaft

Für die Rückfahrt hatten wir die Schnellfähre gebucht. Das hatte den Vorteil, dass wir Abends zwischen 20:00 und 21:00 Uhr zurück in Bellin sein würden. So war es dann auch. Gegen 20:30 waren wir zu Hause. Klaus blieb noch eine Nacht bei mir, bevor er am nächsten Tag weiter in Richtung Wolfsburg fuhr. Zuvor teilten wir noch unsere gefrorenen Filets auf. 104 kg Filet, 60 Heringe und für Hinrich noch ein paar Grillfische - ach ja und die beiden Meerforellen aus dem Heringsnetzt.

Alle meine Zweifel betreff des Wetters und den eher mäßigen Fangerfolg hatten sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil. Selten hatten wir durchgehend so ein prima Angelwetter und günstige Winde. Die intensive Vorbereitung auf das neue Angelgebiet hatte sich gelohnt. Einige gute Angelstellen haben wir aufgrund der Gewässerkarten und Berichte anderer Angler schon im Vorfeld der Angelreise notiert. Die vorgefundenen Angelbedingungen waren erstklassik. Und auch die Fische waren Vorort, das ist keine Selbstverständlichkeit. Alles in Allem eine gelungene Reise. Gut möglich, das wir nicht das letzte mal in dieser Gegend unseren Angelurlaub verbracht haben.

3 Angler



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